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SIBO Diagnostik

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Stell Dir vor, Du könntest die Ursache Deiner anhaltenden Verdauungsbeschwerden endlich herausfinden – kein Rätselraten mehr, keine langwierigen Diäten ohne Erfolg. SIBO (Dünndarmfehlbesiedlung) könnte die Erklärung für Deine Symptome sein, wie ständige Blähungen, Bauchschmerzen oder Unverträglichkeiten. Die gute Nachricht: SIBO ist diagnostizierbar und behandelbar.

Was ist SIBO?

SIBO steht für Small Intestinal Bacterial Overgrowth – eine bakterielle Überwucherung im Dünndarm, der normalerweise nur wenige Bakterien enthält.  Diese Fehlbesiedlung entsteht, wenn sich zu viele oder die falschen Mikroorganismen ansiedeln. Häufig sind es Bakterien der Gruppen Proteobacteria und Firmicutes, die bei Betroffenen auftreten.

Typische Erreger:

  • Escherichia coli (E. coli)
  • Klebsiella spp.
  • Enterococcus spp.
  • Pseudomonas aeruginosa

In 75 % der Fälle ist ein einzelner Erreger die Ursache, oft E. coli. In anderen Fällen liegt eine Kombination aus zwei oder mehr Mikroorganismen vor, wie E. coli und Klebsiella pneumoniae. Neben Bakterien spielen auch methanogene Archaeen eine Rolle, die Methan produzieren. Dies wird als Intestinal Methanogen Overgrowth (IMO) bezeichnet.

Was sind die Ursachen von SIBO?

SIBO kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter:

  • Motilitätsstörungen: Langsame Darmbewegungen können Bakterienansammlungen fördern.
  • Vorerkrankungen: Diabetes, Sklerodermie oder frühere Darmoperationen erhöhen das Risiko.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Probleme mit Kohlenhydraten können die bakterielle Fermentation verstärken.
  • Lebensstil und Ernährung: Ballaststoffarme Ernährung und wiederholte Antibiotikatherapien können das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.

Wie häufig ist SIBO?

SIBO ist keine seltene Erkrankung. Studien zeigen:

  • Bis zu 78 % der Patienten mit Reizdarmsyndrom (IBS) haben auch SIBO.
  • 20–40 % der Menschen mit unspezifischen Bauchbeschwerden haben ein positives Testergebnis.
  • Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder nach Operationen liegt die Häufigkeit bei bis zu 50 %.
    Auch Kinder sind betroffen: Besonders bei intestinalem Versagen oder Unterernährung tritt SIBO häufig auf.

Symptome von SIBO: Woran erkennst Du es?

Die Symptome können sehr unterschiedlich und oft unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert. Typische Anzeichen sind:

  • Blähungen: Oft unmittelbar nach dem Essen.
  • Durchfall oder Verstopfung: Manche Betroffene haben auch einen Wechsel der Symptome.
  • Aufgeblähter Bauch: Viele berichten, dass sie „wie schwanger aussehen“.
  • Bauchschmerzen oder Krämpfe.
  • Übelkeit und Lebensmittelunverträglichkeiten: Besonders bei Kohlenhydraten wie Brot, Reis oder Zucker.
  • Müdigkeit und Brainfog: Die Energie fehlt, und Konzentration fällt schwer.
  • Nährstoffmängel: Bakterien verbrauchen Vitamine wie B12, bevor Dein Körper sie aufnehmen kann.

Langfristig können Beschwerden wie Gewichtsverlust, Eisenmangel oder eine Verschlechterung von Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom auftreten.

Methoden der SIBO-Diagnostik

Dünndarmaspiration und Kultur: Der Goldstandard für die SIBO-Diagnose

Die Dünndarmaspiration mit anschließender Kultur gilt als die genaueste Methode zur Diagnose von SIBO (Dünndarmfehlbesiedlung). Sie ermöglicht es, die exakte Menge an Bakterien im Dünndarm zu bestimmen und liefert somit wertvolle Informationen über die Ursachen von Verdauungsbeschwerden. Doch wie funktioniert dieses Verfahren, und was macht es so besonders?

Wie wird eine Probe entnommen?

Die Dünndarmaspiration wird im Rahmen einer oberen Endoskopie durchgeführt. Dabei wird ein spezielles Kathetersystem in den Dünndarm eingeführt, um Flüssigkeit aus dem dritten oder vierten Abschnitt des Zwölffingerdarms zu entnehmen. Diese Flüssigkeit wird anschließend unter sterilen Bedingungen in ein mikrobiologisches Labor transportiert, wo sie auf Bakterien untersucht wird.

Was macht diese Methode so aussagekräftig?

Die Dünndarmaspiration ist die einzige Methode, die die Anzahl der Bakterien im Dünndarm direkt misst. Damit bietet sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber indirekten Verfahren wie Atemtests, die lediglich auf Gase als Hinweis auf bakterielle Aktivitäten angewiesen sind.

Studien belegen, dass ein Schwellenwert von ≥10³ CFU/ml (koloniebildende Einheiten pro Milliliter) als diagnostisch für SIBO anerkannt ist. Das bedeutet, dass eine Konzentration von mehr als 1.000 Bakterien pro Milliliter Dünndarmflüssigkeit auf eine Fehlbesiedlung hindeutet. Diese Schwelle basiert auf Empfehlungen führender Experten und wird heute häufig als Standard verwendet.

Vorteile und Grenzen der Methode

Vorteile:

  • Präzision: Die Dünndarmaspiration bietet hochgenaue Ergebnisse, da sie direkt die bakterielle Belastung im Dünndarm misst.
  • Umfassende Analyse: Neben der Quantität können auch die Art der Bakterien bestimmt werden, was die Diagnostik zusätzlich verbessert.

Grenzen:

  • Invasiv: Die Durchführung erfordert eine Sedierung, da das Verfahren im Rahmen einer Endoskopie stattfindet.
  • Kosten: Die Methode ist im Vergleich zu Atemtests deutlich teurer, da sie spezialisierte Laboranalysen benötigt.
  • Risiken: Wie bei jeder Endoskopie gibt es ein gewisses Risiko für Komplikationen, auch wenn diese selten sind.

Trotz dieser Einschränkungen ist die Methode technisch einfach und kann auch außerhalb großer medizinischer Zentren durchgeführt werden, sofern die notwendigen Geräte und Laborkapazitäten vorhanden sind.

Wann ist die Dünndarmaspiration sinnvoll?

Die Dünndarmaspiration eignet sich besonders für Patienten mit unklaren oder hartnäckigen Symptomen, die auf eine bakterielle Fehlbesiedlung hinweisen. Sie ist hilfreich, wenn andere Tests – wie Atemtests – keine eindeutigen Ergebnisse liefern oder wenn trotz Behandlung weiterhin Beschwerden bestehen.

Dieses Verfahren bietet eine gezielte und differenzierte Diagnostik, die besonders bei komplexen Fällen oder unklaren Krankheitsbildern sinnvoll ist.

Neue Forschung zur SIBO-Diagnose

Moderne Technologien wie die Sequenzierung des 16S rRNA-Gens eröffnen neue Möglichkeiten, die Zusammensetzung des Mikrobioms bei SIBO genauer zu untersuchen.

Was zeigen die neuesten Studien?

  • Veränderte Bakterienprofile:
    Bestimmte Bakterienarten wie Escherichia/Shigella oder Aeromonas treten im Dünndarm von Patienten mit Reizdarmsyndrom (RDS) häufiger auf. Gleichzeitig sind nützliche Bakterien wie Acinetobacter seltener vertreten.
  • Neue Diagnostikansätze:
    Diese modernen Ansätze könnten in Zukunft helfen, SIBO noch präziser zu diagnostizieren und zwischen verschiedenen Arten von Fehlbesiedlungen zu unterscheiden.

Warum ist das wichtig?

Die 16S-rRNA-Sequenzierung ermöglicht es, schwer kultivierbare oder seltene Bakterien zu identifizieren, die mit herkömmlichen Methoden wie Kulturen möglicherweise nicht erfasst werden. Dadurch könnte die Diagnostik erheblich verbessert und individuellere Behandlungsansätze entwickelt werden.

Fazit

Die Dünndarmaspiration mit Kultur bleibt der Goldstandard für die Diagnose von SIBO. Sie liefert präzise und direkte Ergebnisse und ist besonders bei unklaren oder hartnäckigen Symptomen sinnvoll. Obwohl sie invasiver und kostspieliger ist, bietet sie im Vergleich zu anderen Methoden wie Atemtests den entscheidenden Vorteil, die tatsächliche bakterielle Belastung im Dünndarm exakt messen zu können.

In Kombination mit neuen Technologien wie der 16S-rRNA-Sequenzierung könnte die Dünndarmaspiration in Zukunft noch weiter optimiert werden, um die Diagnostik von SIBO und verwandten Störungen zu revolutionieren.

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SIBO-Atemtest: Einfach, nicht-invasiv und immer beliebter

Atemtests sind eine weit verbreitete Methode zur Diagnose von SIBO (Dünndarmfehlbesiedlung). Sie sind kostengünstig, einfach durchzuführen und erfordern keinen invasiven Eingriff. Doch wie funktionieren diese Tests, und was sollte man darüber wissen?

Wie funktioniert ein Atemtest?

Der SIBO-Atemtest basiert auf einem einfachen Prinzip: Menschliche Zellen produzieren von Natur aus kein Wasserstoff oder Methan. Wenn diese Gase in der Atemluft nachgewiesen werden, stammen sie aus der Fermentation von Kohlenhydraten durch Bakterien im Darm. Die dabei entstehenden Gase gelangen über das Blut in die Lunge und werden ausgeatmet – genau das wird beim Atemtest gemessen.

Nach der Einnahme eines speziellen Kohlenhydrats (z. B. Glukose oder Lactulose) entstehen bei einer bakteriellen Überwucherung im Dünndarm Wasserstoff- oder Methangase. Ein Anstieg dieser Gase gilt als Hinweis auf SIBO:

  • Wasserstoff: Ein Anstieg von ≥20 ppm (parts per million) über den Ausgangswert innerhalb von 90 Minuten wird als positiv für SIBO gewertet.
  • Methan: Ein Wert von ≥10 ppm deutet auf eine Überwucherung von methanproduzierenden Organismen hin (Methanogene). Da Methanogene keine Bakterien sind, wird hierfür oft der Begriff „Intestinal Methanogen Overgrowth“ (IMO) verwendet.

Warum sind Atemtests so beliebt?

Atemtests sind nicht invasiv und erfordern weder eine Endoskopie noch eine Probenentnahme. Sie bieten eine praktische Möglichkeit, SIBO einfach und ohne großen Aufwand zu diagnostizieren.

Dank moderner Technologien gibt es inzwischen sogar Heimtest-Kits, die Patienten per Post bestellen können. Dies ist besonders praktisch für Menschen, die in abgelegenen Regionen wohnen oder nicht mobil sind. Die Proben werden nach der Durchführung zu Hause an zertifizierte Labore geschickt, die strenge Qualitätsstandards einhalten.

Allerdings ist die Genauigkeit der Ergebnisse stark davon abhängig, ob der Test korrekt vorbereitet und durchgeführt wird.

Vorbereitung ist der Schlüssel

Um verlässliche Ergebnisse zu erzielen, müssen Patienten vor dem Test bestimmte Regeln beachten:

  • Mindestens 4 Wochen vor dem Test keine Antibiotika und vorher keine Abführmittel oder Prokinetika verwenden.
  • Am Tag vor dem Test sollten fermentierbare Lebensmittel wie komplexe Kohlenhydrate vermieden werden.
  • Am Testtag 8–12 Stunden fasten, auf Rauchen verzichten und körperliche Anstrengung meiden.

Während des Tests wird das Kohlenhydrat (z. B. Glukose oder Lactulose) mit Wasser eingenommen, und die Atemproben werden in regelmäßigen Abständen analysiert.

Stärken und Schwächen der SIBO-Tests

Vorteile

  • Nicht-invasiv: Es ist kein Eingriff oder Bluttest notwendig.
  • Einfach durchzuführen: Der Test kann in einer Praxis oder sogar zu Hause erfolgen.
  • Kostengünstig: Im Vergleich zu invasiven Verfahren wie der Dünndarmaspiration ist der Atemtest preiswert.
  • Praktisch bei typischen Symptomen: Besonders bei Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen bietet er eine sinnvolle Möglichkeit zur Abklärung.

Schwächen

  • Falsch-positive Ergebnisse: Manche Tests liefern häufig falsch-positive Ergebnisse, da Gärungsprozesse im Dickdarm das Ergebnis verfälschen können.
  • Unterschiedliche Genauigkeit: Tests wie der Glukose-Atemtest können Überwucherungen im unteren (distalen) Dünndarm übersehen.

Neue Entwicklungen in der Atemdiagnostik

Methan und IMO

Die Erkennung von Methan hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Methanogene (die Methan produzieren) sind jedoch keine Bakterien, was den Begriff „SIBO“ (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) in solchen Fällen ungenau macht. Deshalb wird zunehmend der Begriff „Intestinal Methanogen Overgrowth“ (IMO) verwendet.

Wasserstoffsulfid (H₂S)

Neben Wasserstoff und Methan spielt auch Wasserstoffsulfid (H₂S) eine Rolle bei SIBO. Dieses Gas wird ebenfalls von bestimmten Darmbakterien produziert. Ein kommerzieller Test für H₂S befindet sich jedoch noch in der Entwicklung.

Fazit

Atemtests sind eine einfache, praktische und weit verbreitete Methode zur Diagnose von SIBO. Obwohl sie einige Einschränkungen haben und nicht perfekt sind, bieten sie eine gute Grundlage, um bakterielle Überwucherungen im Dünndarm zu erkennen.

Für Patienten mit hartnäckigen Beschwerden oder unklaren Symptomen können Atemtests den ersten Schritt zu einer gezielten Behandlung darstellen.

Dank moderner Technologien und Entwicklungen – wie der Messung von Methan, Wasserstoffsulfid und anderen Gasen – wird die Atemdiagnostik in Zukunft wahrscheinlich noch präziser und vielseitiger.

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Quellenangaben

  • Pimentel, M., Saad, R. J., Long, M. D., & Rao, S. S. C. (2020). ACG Clinical Guideline: Small Intestinal Bacterial Overgrowth. The American Journal of Gastroenterology, 115(2), 165–178.
  • Rodriguez, D. A., Ryan, P. M., Toro Monjaraz, E. M., Ramirez Mayans, J. A., & Quigley, E. M. (2019). Small Intestinal Bacterial Overgrowth in Children: A State-of-the-Art Review. Frontiers in Pediatrics, 7, 363.